Hanns Dieter Hüsch - Quartett 67

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Hanns Dieter Hüsch - Quartett 67
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Wir schreiben das Jahr 1967 und die Welt ist in einem Umbruch begriffen. Die „Generation der 68er“ beginnt sich zu formieren.

Ihre Vorgeschichte: Die Massenaktionen gegen die Wiederbe-waffnung der BRD waren grandios gescheitert,  der kalte Krieg war in einer seiner kältesten Phasen begriffen, in Vietnam begannen die Amerikaner, mit pluralistisch-demokratischem Napalm die in kommunistischer Monokultur erstarrten Wälder abzufackeln, eine ganze Jugend, zumindest die männliche Hälfte, machte das Verweigern des Kriegsdienstes zur Glaubensfrage, die Studenten-unruhen Frankreichs und der USA schwappten an die Unis der BRD.

Opposition gab es in diesem unseren Land nicht, die SPD war eine „linke“ CDU, die KPD war verboten worden, die Außerparlament-arische Opposition APO war noch nicht handlungsfähig, bzw. hatte noch nicht das sprechfähige Alter erreicht. Die Welt war (aus heutiger Sicht) merkwürdig, aufregend, erregend und die Menschen, die sich als Linke sahen und verstanden, hatten so gut wie nichts, bzw. irre viel zu lachen.

Apropos: Lachen - Kabarett. Es gab die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, die Berliner Stachelschweine, beide kamen ziemlich „zahnlos“ daher, es gab das Düsseldorfer Ko(m)mödchen, es gab einen unsäglichen Didi Hallervorden und die Wühlmäuse und noch ‘n bißchen dies und das: „Opas Kabarett“ eben, Nummerncabarett. Man hatte sich mit den Regierenden arrangiert, war freundlich und angepaßt. Man hatte sich „niederlächeln“ lassen, wie Dieter Hildebrandt es einmal formulierte.

Und es gab – Leute wie die, um die es hier geht:




Wolfgang Neuss, Hanns Dieter Hüsch, Franz Josef Degenhardt und Dieter Süverkrüp waren zu jener Zeit die vier Speerspitzen einer äußerst system-un-konformen, hochintelligent-kritischen, relativ neuen Bewegung von Kabarettisten /Musikern /Liedermachern, die sich auf die Bühnen der Republik stellten und entweder zur Orgel (Hüsch), zur Gitarre (Degenhardt, Süverkrüp) oder zur Pauke (Neuss) kein gutes Haar an der glatzköpfigen BRD ließen.

Ihre Programme haderten auf das bissigste mit der Behäbigkeit des deutschen Spießers, der es sich in seinem Nachkriegs-Sofa bequem gemacht hatte.

Diese Vier, kamen also auf die große Idee: Warum sollen wir unsere Kräfte und Gehirne nicht einmal zusammenschmeißen und gemeinsam auftreten.

Man erarbeitete ein Programm -„Quartett 67“- .

Was Neuss, Hüsch, Degenhardt und Süverkrüp da auf die Bühne gestellt hatten, war weit mehr als ein Sammelsurium von „Kommentaren zu Lage der Nation“, die Texte und Lieder waren zynisch, böse und teilweise an der Grenze zur Resignation, so wenn Degenhardt seufzt: „Macht euch nichts vor, Kumpanen, Sangesbrüder, die Polizisten regeln den Verkehr beim Ostermarsch … und uns haben sie ins Narrengatter abgedrängt“.
Sie trugen gemeinsam Hüschs sarkastischen Text vor: „Ich versteh’s nicht / Kein Mensch regt sich / das deutsche Volk pflegt sich…“, Süverkrüp machte sich mit seinem Lied von den „Unterwanderstiefeln“ (Der Kryptokommunist) über die Kommunistenfurcht im Volke lustig, sie warfen sich Bälle und Stichworte zu, daß es ein Feuerwerk der kritischen Intelligenz gab.

Die „Welt der Arbeit“ schrieb: „Hier haben sich vier zusammengetan und ein Programm zusammengestellt, das seinesgleichen sucht. Kein Kampf mit dem spitzen Florett, hier ein Kitzeln, dort ein kleines Schnittchen. Hier wurde geschossen. Und es waren keine Spatzen, die aufs Ziel genommen wurden.“

Was uns zu denken geben sollte ist die Tatsache, daß man des öfteren erschrickt beim Anhören, weil mancher Gedanke heute noch so aktuell ist, fast vierzig Jahre danach.